
Schneetraining bei winterlichen Bedingungen, Materialtests, Fitness-Überprüfung, Sponsorentermine – auch zwei Monate nach Beendigung der Weltcupsaison ist von erholsamen Tagen oder gar Sommerpause keine Rede. Wer wie ich schon viele Jahre lang mit dabei ist, kann davon nicht überrascht werden, und doch scheint mir der Terminkalender im heurigen Frühling besonders gut gefüllt zu sein. Ob die bevorstehende Olympiasaison die Erklärung dafür liefert ?
Möglich, aber auf jeden Fall bietet Cortina 2026 große Chancen, sich weiterzuentwickeln und über sich hinauszuwachsen.
Zu allererst bin ich froh und dankbar, dass nach intensiven Diskussionen rund um das ÖSV-Damenteam nun wieder Ruhe eingekehrt ist. Auch ich durfte mich bei mehreren Gesprächen aktiv einbringen - und habe großes Vertrauen, dass unsere Stimmen nicht nur gehört werden, sondern auch zu spürbaren Veränderungen in wichtigen Bereichen führen.
Große Ziele als besondere Motivation
Wer für Österreich im Schi-Weltcup an den Start geht, wird in erster Linie an Ergebnissen gemessen und muss sich bei ausbleibenden Erfolgen auch Kritik gefallen lassen. Auch wenn ich auf die abgelaufenen Saison mit Stolz zurückblicke – insbesondere auf meine WM-Medaille und Platz zwei in der Slalom-Weltcupwertung – sind die Diskussionen auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Zumal in Kommentaren immer wieder die Ansicht durchgeklungen ist, dass es im Leistungssport eben zu nichts führt, wenn AthletInnen immer nur „mit Samthandschuhen“ angefasst werden. Anders herum: Es braucht mehr Druck, damit der Anspruch Österreichs, weltweit Schination Nr. 1 zu sein, wieder Realität wird.
Aber hilft wirklich mehr Druck, um besser zu werden? Ich habe mir darüber während der hektischen öffentlichen Diskussionen einige Gedanken gemacht …Und meine Antwort ist: Druck allein ist kein Erfolgsrezept – innere Motivation und gegenseitiges Vertrauen sind es.
Meine Motivation kommt von innen
Zuerst sollte man sich darüber einig sein, dass wir alle unterschiedlich sind: Das gilt für die Schitechnik genauso wie für die athletischen Voraussetzungen und die psychische Stabilität. Das macht ja die Mannschaftsführung und die Trainingsgestaltung so herausfordernd: Es gibt kein Patentrezept, das für jeden Fall in jeder Situation anwendbar ist. Ich kann also nur für mich sprechen:
Ich liebe diesen Sport – und ich liebe es, an meine Grenzen zu gehen. Seit ich denken kann, will ich mich verbessern. Es geht mir nicht nur ums Gewinnen, sondern ums Lernen, Grenzen erweitern und um`s Wachsen. Ich will verstehen, wie mein Körper funktioniert.
Es reizt mich einfach, aus jeder Lage das Beste zu machen, und zwar ohne Kompromisse. Für mich ist das keine Belastung – sondern Antrieb – ja, sogar Freude. Beim Konditionstraining stets das Limit zu suchen, bei Zeitläufen im Training die letzten Hundertstel herauszukitzeln, aber auch bei der (oft unterschätzten!) Regeneration oder in Ernährungsfragen konsequent zu sein – das macht mir Freude und gibt mir ein positives Gefühl. Niemand zwingt mich dazu, ich arbeite, weil ich ein Ziel habe, das aus mir selbst kommt.
Präzise Vorgaben und schlüssige Erklärungen
Wir brauchen Trainer, die eine Linie vorgeben und uns den Weg zum Erfolg zeigen. Trainerpersönlichkeiten, Menschen, die uns fordern, fördern, ispirieren - Das ist kein einfacher Job und erfordert neben Fachwissen, Erfahrung und Begeisterung auch den Mut, unbequem zu sein und Dinge nachdrücklich einzufordern. Für mich ist es wichtig, dass klar und nachvollziehbar erklärt wird, was von mir verlangt wird – und ein Verständnis für das „Warum.“
Und es funktioniert. 😉 Wir arbeiten strukturiert, fokussiert und im Vertrauen darauf, dass beide Seiten ihr Bestes geben. Ich halte mich an unsere Pläne – und melde mich, wenn mein Körper mir andere Signale gibt. Dieses gegenseitige Vertrauen bestätigen dann unbestechliche Tests: es hat sich gelohnt.
Spielraum für Individualität
Jeder Mensch ist anders -und auch jede Athletin. Es gibt keine Schablone, die auf alle passt. Und genau deshalb ist es so wichtig, Raum für Individualität zu lassen.
Ich mag es sehr, wenn Trainer ihr Fachwissen, ihre Erfahrung und ihr Gefühl für den Schisport einbringen und uns fordern, weil sie uns weiterbringen möchten. Für mich ist es aber auch wichtig, wenn Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet und – gerade bei erfahrenen AthletInnen – auch Spielraum für individuelle Entscheidungen geschaffen wird - so sind große Erfolge möglich.
Abwechslung und spannende Erfahrungen
Gute AthletInnen sind meist nicht nur in ihrer Hauptsportart erfolgreich, sondern sehr vielseitig interessiert und talentiert. Ich habe schon als Kind viele Sportarten ausprobiert: Kunstturnen, Klettern, Tanzen, Eislaufen, Inlineskaten, Mountainbiken. … -diese Erfahrungen haben mich geprägt.
Solche Elemente immer wieder in mein Trainingsprogramm einbauen zu dürfen, ist mir deshalb wichtig. Denn Abwechslung stärkt Körper und Geist. Und gerade im Hochleistungssport muss der Spaß immer Platz finden.
Ein spannender Weg
Druck ist im Spitzensport nichts Ungewöhnliches – und er kann auch antreiben. Aber zu viel davon kann Karrieren belasten und sogar zerstören. Wirklicher Erfolg entsteht, wenn man mit Freude, Klarheit und innerer Überzeugung arbeitet. Wenn man sich ernst genommen fühlt. Und wenn man Teil eines Teams ist, das auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen basiert und in dem alle mit ultimativem Einsatz, aber auch mit Freude und positiven Gefühlen am Erfolg arbeiten.
Ich jedenfalls freue mich auf die kommende Saison – und die Olympischen Spiele 2026 in Cortina. Danke an alle, die mich auf meinem Weg begleiten und unterstützen!
Eure Katharina